Wobei die Bundesrepublik durchaus Leitanbieter ist: Kaum eine Autoindustrie bietet inzwischen eine so große Palette an elektrisch angetriebenen Fahrzeugmodellen wie die deutsche. Nur: Kaufen will sie hierzulande kaum jemand. Von den rund 3,03 Millionen neu zugelassenen Pkw waren im vergangenen Jahr gerade einmal 8.522 mit reinem Elektroantrieb. Insgesamt waren Ende Mai gut 22.000 reine E-Autos in Deutschland unterwegs. Zählt man die Hybridfahrzeuge – also solche mit sowohl einem Elektro- als auch einem Verbrennungsmotor – noch hinzu, ergeben sich auch nur gut 140.000.

Angesichts dieser Zahlen geht die NPE derzeit davon aus, das Millionenziel 2020 zu verfehlen. Und zwar deutlich: Lediglich eine halbe Million Elektroautos würden in fünf Jahren auf deutschen Straßen sein, schätzt die von der Bundesregierung 2010 ins Leben gerufene Plattform aus Vertretern von Industrie, Wissenschaft und Politik. Sie fordert vor allem bessere Abschreibungsmöglichkeiten für Unternehmen, die Elektroautos als Firmenwagen anschaffen. Kein Wunder: 60 Prozent der Pkw-Neuzulassungen entfallen heute auf gewerbliche Flotten und Dienstwagen.

Doch nicht einmal diese Maßnahme, zuvor von Vizekanzler Gabriel explizit angesprochen, konnte Angela Merkel ihren Zuhörern ankündigen. Zwar prüft das Finanzministerium die Möglichkeit einer Sonder-AfA, macht das Instrument aber von einer Begleitfinanzierung durch die Länder abhängig. Kaufprämien für Privatleute, wie etwa die Grünen sie fordern, hat die Regierung längst abgelehnt. So bleibt der Kanzlerin nur, den Besuchern der Konferenz ein "Wir werden uns Mühe geben" zuzurufen. Und als sie eine leise Enttäuschung im Saal spürt, räumt sie ein: Ja, mehr habe sie jetzt leider nicht mitgebracht.

Wozu Kurzzeit-Stromer fördern?

Die weiterhin zögerliche Haltung verwundert nicht. Zum einen, weil die direkte Kaufförderung aus Steuermitteln hierzulande insgesamt wenig beliebt ist – und es nur wenige Jahre her ist, seit die Politik schon einmal die Autoindustrie massiv unterstützt hat: mit der Abwrackprämie. Zum anderen, weil sich das Finanzministerium unter Wolfgang Schäuble (CDU) schwertut, gerade für die Elektromobilität weiteres Geld lockerzumachen. Schließlich unterstützt die Regierung schon mehr als 100 Projekte, vor allem in der Forschung und Entwicklung.

Aus Sicht der Industrie mag das Zögern enttäuschen. Sinnvoll ist es aber, wenn die Regierung vor allem die Sonder-AfA nochmal genau prüft und sich die Bedingungen dafür genau anschaut. Gerade größere Plug-in-Hybridautos, die als Firmenwagen in Betracht kommen, fahren oft nur kurze Strecken mit Strom, ehe der Benzin- oder Dieselmotor wieder übernimmt. Etwa beim neuen Mercedes C350 e. Die Limousine schafft im besten Fall 31 Kilometer rein elektrisch, dann greift sie wieder auf Benzin zurück. Auf langen Strecken ist der Fahrtanteil, bei dem der Wagen Abgase ausstößt, erheblich höher als der emissionsfreie. Wozu sollten solche Fahrzeuge gefördert werden?

Nimmt die Kanzlerin ihr Klima-Engagement von Elmau ernst, muss sie also genau hinsehen. Für eine spürbare CO2-Reduktion reicht es nicht aus, einfach nur vorher definierte Auto-Zielzahlen zu erreichen. Ohnehin hat das Eine-Million-Ziel nie überzeugt. Deutschland ginge auch nicht unter, wenn 2020 nur 600.000 E-Autos durchs Land führen.