Neuburg
Gedruckte Schätze bald im Netz

Die Staatliche Bibliothek in Neuburg forciert die Digitalisierung ihres Bestands

02.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:16 Uhr
Prachtvolle Sammlung: Die Staatliche Bibliothek in Neuburg zählt zahlreiche wertvolle Kostbarkeiten zu ihrem Bestand. Vor allem bei Führungen erfreut sich die Einrichtung großer Beliebtheit. −Foto: Rein, Winfried, Neuburg

Neuburg (DK) Die Staatliche Bibliothek in Neuburg geht neue Wege: In den nächsten Jahren soll der komplette Bestand, immerhin rund 7300 Dokumente, im Internet abrufbar sein. Die Digitalisierung kostet jedoch viel Zeit. Daher sucht Bibliotheksleiter Gerhards Robold nach Unterstützung.

Schon einmal etwas von Digitalisierung gehört? Wenn nicht, lässt sich dieses in der modernen Gesellschaft unabdingbare Phänomen schnell erklären: Letztlich werden physische Objekte, etwa Romane, in eine digitale Form gebracht, so dass sie über digitale Geräte wie ein Handy oder einen Computer abrufbar sind. Dieser Prozess schreitet immer weiter voran. Um mit dem Geist der Zeit zu gehen, wird sogar die umfangreichste Informationsansammlung des gesamten Landkreises in digitale Form umgewandelt, nämlich das Archiv der Staatlichen Bibliothek Neuburg - ehemals Provinzialbibliothek. Die rund 7300 Medieneinheiten sollen von nun an online verfügbar gemacht werden. Die Art des Mediums spielt dabei keine Rolle. Kassette, Rollfilm oder Buch werden allesamt digitalisiert, Rollfilme werden dabei über einen Microscanner umgewandelt und Bücher über einen Aufsichtsscanner. Einzig für das Formatieren der Kassetten wird Hilfe von anderen Bibliotheken benötigt.

Zugriff auf die Online-Inhalte erhalten alle Nutzer, die einen gültigen Bibliotheksausweis besitzen. Für alle Besucher zugänglich sind diejenigen Inhalte, die rechtefrei veröffentlicht wurden, das heißt Dateien, die keinem Urheberrecht unterliegen. Verfügbar sein wird die gesamte Regionalsammlung des Landkreises Neuburg-Schrobenhausen, wozu unter anderem auch Quellen aus der Pfalz Neuburg aus der Renaissance oder dem Barock zählen. Außerdem stehen verschiedene in Neuburg entstandene Werke bereit, darunter Familienchroniken oder amtliche Druckschriften. Im Bezug auf diese Quellen bittet Bibliotheksleiter Gerhard Robold die Bürger darum, ihm weitere Informationen zuzustellen, wie etwa alte Tagebücher, da sich diese für die Forschung in der Zukunft von großem Wert erweisen könnten. Laut Robold schlummert oftmals der eine oder andere versteckte Schatz in Haushalten, der für die Staatliche Bibliothek sehr wichtig sei.

Die Idee der Digitalisierung des Archivs stand für ihn schon seit längerer Zeit im Raum, jedoch taten sich in der Vergangenheit Schwierigkeiten in Sachen Finanzierung auf, schließlich kostete beispielsweise allein der Aufsichtsscanner bereits fast 20 000 Euro. Infolgedessen lag das Projekt für längere Zeit auf Eis. Durch die Zusammenarbeit mit dem Koordinierungszentrum für Bürgerschaftliches Engagement beim Landratsamt gelang jedoch letztlich die Umsetzung.

Der Grund für diesen Schritt ist vor allem die schnellere Verfügbarkeit der Inhalte, wodurch die Bürgerfreundlichkeit zunehmen soll. Nutzer sollen zudem auch nicht mehr auf die - für Erwerbstätige recht ungünstigen - Öffnungszeiten angewiesen. Gleichzeitig schützt man durch die Digitalisierung die Originale, die fortan nicht mehr entliehen werden und somit für künftige Generation erhalten bleiben. Das Sichten der digitalisierten Inhalte funktioniert derweil weitestgehend wie die bisherige Ausleihe, welche über die Internetseite des Bibliothekskatalogs OPAC läuft, auf der man über den Suchbegriff weiterhin das Dokument findet. Statt der Ausleihe laden sich Nutzer künftig eine PDF-Datei des gewünschten Mediums herunter.

Doch wozu benötigt man die Staatliche Bibliothek überhaupt noch, wenn man bald alle Inhalte online finden kann? Auf diese Frage antwortet Bibliotheksleiter Robold, dass es auch jemanden geben müsse, der die verschieden Medien aufbereitet und umwandelt. Und hierbei wartet auf die Mitarbeiter eine Menge Arbeit: Laut Robold wird es für eine Vollzeitarbeitskraft ungefähr viereinhalb Jahre in Anspruch nehmen, den momentanen Bestand der Staatsbibliothek zu digitalisieren. Daher ist der Bibliotheksleiter auf Hilfe angewiesen und sucht nach freiwilligen, ehrenamtlichen Helfern, die ihm bei seiner Arbeit helfen. Dadurch will er sicherstellen, dass die vollständiger Digitalisierung zumindest in den nächsten sechs bis sieben Jahren erreicht ist. Selbst Interessenten, die nur drei bis vier Stunden in der Woche Zeit haben, seien willkommen. Liebe zu Büchern allein reicht laut Robold für diese Aufgabe aber nicht aus. Auch Computerkenntnisse sind nötig.