Es klang fast ein wenig großväterlich, als der französische Staatspräsident Emmanuel Macron in der traditionellen Neujahrsansprache seine Landsleute ermahnte: "Fraternité ist es, was uns zusammenhält." Gerade jetzt sei diese Tugend dringend nötig, um die Zerfallserscheinungen in der Gesellschaft zu stoppen.

Annähernd zur gleichen Zeit hielt auch seine Kollegin Angela Merkel eine Rede zum Jahreswechsel, in der rund ein halbes Dutzend Mal der soziale "Zusammenhalt" angesprochen wurde. Italiens Staatsoberhaupt Sergio Mattarella appellierte in seiner Grußadresse an die "Einigkeit" seiner Landsleute, und in Kopenhagen erinnerte die für ihren warmherzigen Ton bekannte Königin Margrethe die Dänen an ihre besondere Stärke, nämlich den starken Gemeinschaftsgeist. Schon lange haben sich nicht mehr so viele politische Führungskräfte so große Sorgen um das gesellschaftliche Miteinander gemacht.